HDR Shootout am 16.02.2018

 

Die Idee :

Im Hifi-Forum wurde viel über die verschiedenen HDR-Methoden diskutiert und spekuliert. Einen Vergleichstest hat aber noch niemand gemacht. Deshalb kam die Idee sich mal zusammenzusetzen und die Methoden direkt nebeneinander zu vergleichen.

Am 16.02.2018 haben wir uns zu viert getroffen um die aktuellen HDR Methoden miteinander zu vergleichen. Die Idee dazu ist im Hifi-Forum entstanden.

 

Die Teilnehmer :

 

Die HDR Test-Kandidaten :

 

Das Test-Kino (meins) :

Zuerst einmal möchte ich Danke sagen an die Teilnehmer für den Besuch. Es war ein tolles Treffen, sehr interessant und ich habe auch viel gelernt dabei. Ich beschäftige mich ja erst seit 1,5 Jahren intensiv mit dem Thema Heimkino und lerne jeden Tag dazu ! Wenn es ein Oppo Update und ein Flo optimiertes madVR Update gibt kann man so ein Shootout gerne wiederholen. Und den neuen Panasonic dagegegen !

Sorry dass in meinem Heimkino noch alles etwas provisorisch ist, aber wie schon Konfuzius zu seinem Heimkino sagte : "Der Weg ist das Ziel".

 

Verwendete Hardware und Software :

Ich habe die letzte Final von madvR Version v0.92.12 benutzt. Eine Beta-Version mit zusätzlichen Einstell-Parametern speziell für den Beamer-Betrieb hatte ich getestet, das braucht aber noch eine Weile und die Hilfe von Flo bis da alles richtig funktioniert.
In madVR kann ich die Ziel-Peak und die Verteilung von Durchzeichnung und Spitzlichtern einstellen, also ähnlich wie Mode 1 - 4 in oppo. Beim Test war eingestellt :
display's peak nits : 300
fix to bright : 50% liminance reduction and 50% saturation
Also 50% Aufteilung auf Durchzeichnung und 50% auf Spitzlichter.
Andere Einstellungen haben wir auch getestet.

Frank hat seinen Oppo 203 mitgebracht. Er hat eine Beta Firmware aus den USA installiert, die dynamisches HDR ermöglicht. Die Funktion heißt unglücklichweise "HDR to SDR Conversion". Sollte besser "Dynamic HDR" heißen denn am Ausgang steht ein astreines HDR Signal mit Farbraum BT.2020 zur Verfügung. Nur das HDR Flag wird entfernt damit der JVC nicht automatisch auf das Gamma D schaltet, was wir nicht wollen. 

 

Der Beamer :

Lampenmodus : Bisher habe ich immer im niedrigen Lampenmodus geschaut. Ich habe jetzt beide Modi mit HDR Bildern verglichen und der hohe Lampenmodus hat noch mehr Brillianz in den Helligkeiten und mehr Plastizität in den Bildern. Ich werde UHD Filme nun im hohen Lampenmodus schauen. Die Beamer-Lautstärke hat zu keinem Zeitpunkt gestört. Man kann aber genauso HDR im niedrigen Lampenmodus schauen, es ist eher Geschmacksache.

Vor dem Test haben wir den JVC noch vermessen : Gamma und Farbe war in Ordnung, das Gamma war seit der letzten Kalibierung im Juli 2017 stabil geblieben (2.2 bis 2.3).
Mit 53 footlambert das sind 182 nits ist der Beamer richtig hell, so macht Heimkino mit HDR Spass ! Heller muss es meiner Meinung nach für gutes HDR in einem optimierten Raum nicht sein.

Autoblende : Der Test war mit Blende manuell Wert 0, ich habe aber als Schwarzwert-Fanatiker nach dem Test wieder auf Auto-Blende Mode 2 zurückgestellt. FI war auf niedrig, so schauen wir alle.

 

Auswahl der Testszenen :

Ich hatte viele Szenen herausgesucht, die ich gut kenne und die ich für den Vergleich von manuellen Gammakurven benutzt hatte bzw. die wir auf dem Kalibrierworkshop in Stuttgart bzw. auf der Epson Vorstellung in Köln immer wieder gesehen hatten.
Folgende Filme kamen in Frage : Marsianer, Planet Erde II, Hancock, The Shallows, Life, The Revenent, Transformers 5, Lucy, Valerian, Die glorreichen Sieben und Pacific Rim. Beim Test haben wir uns dann aber auf wenige Szenen konzentriert, die wir alle gut kennen und die schon Klassiker für die Beurteilung von HDR sind. Die Szenen wurden bewegt und als Standbild betrachtet. Die Fotos wurden vom Standbild gemacht.

Fotos : Wir haben die wichtigsten Vergleiche fotografiert. Aus Zeitgründen haben wir mit dem Handy fotografiert. Ob die Fotos mit einer Digital-Spiegelreflex besser werden müsste man testen. Ich denke dass die Fotos so oder so nicht genau das Bild der Leinwand zeigen können. Die Unterschiede sind jedoch gut sichtbar. Meine Fotos habe ich mit dem Samsung S7 im Automatikmodus aufgenommen.

 

Aussagekraft des Tests :

Wir sind alle nur Hobby Heimkino Enthusiasten. Frank hat viel Erfahrung bei der Erstellung von eigenen Gammakurven mit dem ARVE Tool. Michael kennt sich gut mit der Kalibrierung von Beamern aus und hatte auch das entsprechende Profi-Equipment dabei. Ich beschäftige mich seit letzten Jahr mit dem Bau eines HTPC für die Bluray-Wiedergabe und erst seit diesem Jahr mit der Wiedergabe von 4K mit dynamischem HDR.

Unser Shootout ist deshalb keine wissenschaftliche Abhandlung und in Stein gemeisselte unumstößliche alleinige Wahrheit, sondern es ist die Wahrnehmung, die wir vier bei der genauen Betrachtung der Bilder hatten. Wir waren uns immer einig bei der Beurteilung.
Ich denke dass die meisten der gleichen Meinung wären. Das optimale Heimkinobild ist aber immer sehr individuell, man muss es sich unbedingt selber anschauen und selbst bewerten.

Also alle Ergebnisse und Aussagen unseres Tests ohne Gewähr !

 

Jetzt die Testszenen :

Marsianer Kapitel 21 Timecode 01:19:06 : Die klassische HDR-Szene, die ich gefühlt 1000 Mal gesehen habe ! Hier kommt es auf den Helligkeitsverlauf der Sonne an, auf die Farbe und Durchzeichnung des Vordergrundes und des Anzuges.
Mastering Display Luminance : min: 0.0000 nits, max: 1100 nits. MaxCLL und MaxFALL nicht angegeben. Die Werte werden ganz unten nach den Bildern erklärt.

Bild 1 : Oppo Mode 4 300 nits. Der Mode 4 erzeugt beim Helligkeitsverlauf der Sonne einen Rand, ein Halo. Dieser Rand ist nicht im Filmmaterial enthalten und ändert sich bei Änderung der Ziel-Luminanz. Die Farbe des Anzuges ist OK, der Vordergrund etwas zu dunkel.

 

Bild 2 : Oppo Mode 2 300 nits. Die Helligkeitsverlauf der Sonne ist hier besser, die Berge gerade noch sichtbar. Sie Verschwinden bei Überstrahlung. Vordergrund und Anzug sind hier in Ordnung. Mode 2 ist bei Marsianer eindeutig die bessere Wahl.

 

Bild 3 : Arve 1100 nits Kurve. Der Helligkeitsverlauf der Sonne ist hier auch sehr gut. Der Vordergrnd ist zu dunkel und die Farbe des Anzuges ist nicht so rot wie beim Oppo oder MadVR.

 

Bild 4 : MadVR 300 nits. Der Helligkeitsverlauf wie bei den vorherigen Bildern gut, so wie man es haben möchte. Die Berge sind etwas besser sichtbar als beim Oppo. Der Vordergrund ist heller, die Details im Anzug genauer, das Rot kräftiger. Das sind aber nur Nuancen, der Oppo im Mode 2 ist fast ebenbürtig.
Eine Änderung der Ziel-Luminanz auf andere Werte (200, 250, 350, 400) oder eine andere Verteilung von Spitzlicht zu Durchzeichnung als 50% / 50% hat keine Verbesserung de Bildes gebracht.

Marsianer Kapitel 6 Timecode 00:22.05 : Hier kommt es auf die Spiegelung in den Solarpanels an und wieviel Waben man neben der hellen Fläche erkennen kann.

Bild 5 : Arve Manni Kurve. Diese 1000 nits Gamma-Kurve stammt von Manni aus dem AVS-Forum, er hat das ARVE Tool bekannt gemacht und sich sehr genau damit beschäftigt. Diese Kurve passt sehr gut für viele Filme, die mit 1000 oder 1100 nits gemastert sind.

 

Bild 6 : Oppo Mode 2 300 nits. Der Oppo ist hier nicht ganz an die ARVE Kurve und an MadVR herangekommen, aber dicht auf. Das dunklere Bild war so auf der Leinwand aber nicht zu sehen, das liegt sicher nur an der Aufnahme. Warten wir da mal auf die Fotos von den anderen kritischen Betrachtern.

 

Bild 7 : MadVR 300 nits. Für mich perfektes Bild. Hohe Helligkeit in dem Solarpanel und deutliche Waben nebendran. Der Sand ist in der richtigen Farbe und Struktur.

 

The Shallows Kapitel 4 Timecode 00:21:06 : Von der Bildqualität her einer der besten Filme ! Die Unterwasseraufnahmen gegen die Sonne in Kapitel 2 und 4 habe ich viel zum Testen benutzt. Hier benutzen wir die Strandszene um Durchzeichnung und Details am Strand zu beurteilen.
Mastering Display Luminance : min: 0.0050 nits, max: 4000 nits. MaxCLL : 1933 nits. MaxFALL : 709 nits.

Bild 8 : Oppo Mode 2 500 nits. Der Strand ist sehr hell und gehen Details verloren. Das kann man auf den Fotos nicht so genau erkennen.

 

Bild 9 : Oppo Mode 2 300 nits

 

Bild 10 : Oppo Mode 4 300 nits. Bei Mode 4 sieht man mehr Details des Strandes. Mode 4 ist also die bessere Wahl hier.

 

Bild 11 : MadVR 300 nits. MadVR macht auch hier mit der Standardeinstellung einen tollen Job. Die Details am Strand sind gut erkennbar, aber nicht ganz so gut wie bei einer speziell angepassten Gammakurve, die ich aber nicht fotografiert habe.

 

Die glorreichen Sieben Kapitel 3 Timecode 00:12:39 : Die berühmte ""Walter Mirisch Szene" ! Hier kommt es auf die Durchzeichnung der Wolken an und darauf, dass man die Schrift "Mirisch" noch lesen kann.
Mastering Display Luminance : min: 0.0050 nits, max: 4000 nits. MaxCLL : 6968 nits. MaxFALL : 428 nits.

Bild 12 : Oppo Mode 4 500 nits. Die Wolkenstruktur ist sichtbar, der Schriftzug "Mirisch" ist aber kaum noch lesbar.

Bild 13 : Oppo Mode 2 500 nits. Der Schriftzug "Mirisch" ist noch lesbar.

 

Bild 14 : MadVR 300 nits. Die Wolken sind viel heller als beim Oppo, aber die Struktur ist gut sichtbar. Der Scgriftzug "Mirisch" ist noch lesbar. Auffällig war dass das Filmkorn weniger sichtbar war. MadVR hat einen Filter der das Filmkorn herausrechnet.

 

Erklärung von Mastering Display Luminance, MaxCLL und MaxFALL :

Die Werte vom Mastering Display Luminance, MaxCLL und MaxFALL werden in den statischen HDR10-Metadaten des Videostreams angegeben. Die Mastering Display Luminance zeigt an auf welchem Monitor der Film vom Regisseur "gemastert" wurde. Sie sind ein Hinweis für die Auswahl einer Gammakurve wenn man eine feste Gammakurve verwenden will. Da die Werte aber oft nicht stimmen und auch manchmal fehlen ist eine Auswahl ausschließlich nach den Metadaten nicht empfehlenswert.

MaxCLL : Maximum Content Light Level = maximale Helligkeit im Film, also der hellste Bildpunkt.

MaxFALL : Maximum Frame-Average Light Level: MaxFALL) = Maximale durchschnittliche Helligkeit.

Die Einheit dieser Werte ist cd/m2 (Candela pro Quadratmeter) oder nits.

 

Resumé des Shootouts :

Im Test habe ich die Einstellungen von MadVR immer wieder verändert (2. Monitor am HTPC ist da praktisch, oder die Werte auf Hotkeys legen), aber ich bin zu keinem besseren Bild gekommen.
Das war für mich auch die Überraschung des Tages : Optimales Bild mit nur einer einzigen Einstellung.

Der Oppo hat mit 2 Einstellungen ein wirklich gutes Bild gezeigt. Bei Filmen die mit 1000 nits gemastert sind ist der Mode 2 besser, bei Filmen mit 4000 nits war es bei unseren Filmen der Mode 4. Ob das bei allen Filmen so ist können wir nicht sagen.

Diese Einstellung kann man bequem per Fernbedienung oder Handy App vornehmen, beim letzteren sogar ohne Einblendung eines Menüs. Allerdings hat der Oppo die Änderungen nicht immer angenommen, man musste manchmal dann doch ins Menü gehen.

Die per ARVE Tool angepassten Kurven haben nie ein besseres Bild gezeigt, meistens schlechter. Nur bei der Szene am Strand war eine bessere Durchzeichnung der Details sichtbar. Aber die Kurve war dafür extra angepasst worden.

Es hat uns alle vier erstaunt wie gut das dynamische HDR jetzt schon funktioniert. Bei allen kritischen Szenen haben MadVR und Oppo ein optimales Bild gezeigt. So macht Heimkino Spaß !

Wir warten jedenfalls nicht auf die Versprechungen der Hersteller mit Dolby Vision und HDR10+, wir schauen jetzt schon Filme in bester Kinoqualität !

 

Die Farben :

Die Farben waren beim Oppo etwas blasser und beim MadVR kräftiger. Das kann man gut am roten Anzug von Mark Watney bei den ersten 4 Fotos sehen.

Wieso sind die Farben bei madVR anders ? Eine Gammakurve greift ja nur in den Helligkeitsverlauf ein !

MadVR hat eine Funktion "Preserve Hue" (Farbton beibehalten), die ich aktiviert habe. Sie stellt die Farben wieder her, die durch die Komprimierung des Helligkeitsverlaufes verloren gehen würden. Es muss als bei perfektem dynamischem HDR doch in die Farben eingegriffen werden. Oppo ist ja eine Beta Firmware, da wird sicher noch nachgebessert. Das mit dem blassen Farben wird oft im amerikanischen AVS-Forum besprochen.

 

Ende des Shootouts :

Am Ende haben wir uns noch Transformers 5 - The Last Knight Kapitel 20 bis 22 angesehen, das ist das Ende des Films mit einem Show Down. Es ist brutal was der Film an Sound, Bild und HDR Effekten bietet. Hier sieht man was heutzutage im Heimkino möglich ist.

 

Die Alltagstauglichkeit :

Der Windows-HTPC mit MadVR : Windows hat immer ein Eigenleben, besonders wenn es am Internet hängt. Durch viele Einstellungen und durch ein eigenes Programm dass die Bildschirmauflösungen und den KODI Start steuert ist der Rechner inzwischen sehr pflegeleicht. Dennoch musste ich während des Tests durch das viele Hin- und Herschalten wenige Male in die nVidia Einstellungen eingreifen. Im normalen Kinobetrieb läuft der Rechner inzwischen fast "wie am Schnürchen". An den Oppo kommt er natürlich nicht ran.
Unübertroffen ist der Komfort von KODI : Alles Filme im Zugriff, Auswahl nach "Neu", "Kinderfilme", "Jugendfilme", "Dokumentation" und vieles mehr.

Der Oppo hat da natürlich die Nase vorne : Läuft perfekt "out of the box" ohne jegliche Bastelei. Sogar die Umstellung der HDR Mode kann man per Handy-App durchführen so dass es keiner merkt : Der oppo hatte eindeutig den höchsten WAF !

Für einen JVC Beamer wäre es aber toll wenn man das Hauptmenü des Oppo auf 23 Hz stellen könnte. Denn bei den jetzigen 60 Hz hat man bei jedem Filmstart die berühmte "JVC-Gedenkminute", also 20 Sekunden schwarzen Bildschirm für die neue Synchronisation. Unbedingt des Oppo Ingenieuren vorschlagen, die setzen ja oft Kundenwünsche um.

Bernd 19.02.2018